Eleganz im trendigen Damensattel!
Damensattel-Reiten ist kein Relikt vergangener Tage. Auch wenn das Bild von mutigen Amazonen, die im Jagdrock über Hindernisse springen und im Feld galoppieren, heute eher selten ist, gibt es viele Enthusiastinnen, die das Reiten im Damensattel für sich entdecken – und: Es werden mehr! Nicht nur in England!
Bei den heute gebräuchlichen Damensätteln unterscheidet man zwischen solchen mit flachem und solchen mit tiefem Sitz. Die „flachen“ haben meistens zwei Hörner in engem Abstand und werden für den Vorwärtssitz und damit fürs Jagdreiten und Springen bevorzugt (ja, auch das geht mit der nötigen Übung!). Die „tiefen“ verfügen über Hörner in weiterem Abstand eignen sich eher fürs Dressurreiten. Außerdem braucht man einen Reitstock, der den fehlenden rechten Schenkel am Pferd ersetzen hilft.
Wobei: Ganz einfach ist es nicht, das merkt man schon beim ungewohnten Aufsitzen. Ohne Unterstützung durch einen Holzstock oder Gehilfen ist es schwer machbar, da der Sattel sofort zu verrutschen droht, wenn man sich ordentlich anzuhalten versucht. Aber sitzt man einmal oben, ist man sich schnell bewusst, dass das Reiten im Damensattel die eleganteste Form aller Reitstile ist – sofern man die Schultern parallel zu den Pferdeschultern sowie Kopf und Körperspannung aufrecht hält (Einknicken in der Hüfte ist tabu, linke Hüfte immer nach vorne schieben!).
Ja – und dann – los geht’s. Aber wie? Man drückt den linken Absatz gegen den Bauch und tippt das Pferd rechts mit dem Reitstock an. Ist das Tier das gewohnt, geht es im Schritt los. Schwieriger wird es im Trab, da man ja nicht in den Bügeln stehen kann – man sitzt den Trab also aus. Anfangs ist das alles andere als bequem: Der Rücken verspannt sich schnell und man fällt hart in den Sattel. Wichtig ist nun, die Zügel möglichst tief zu halten (aber nicht hängen zu lassen!), sonst nimmt das Pferd das Maul hoch und macht sich im Rücken steif – das ist noch unangenehmer.
Wesentlich “gemütlicher“ geht es dann im Galopp zu, dabei fühlt man sich an seine Kindheit und die ersten Erfahrungen mit einem Schaukelpferd erinnert. Der Rücken fängt die leichten Vor-Rück-Stöße ab, das Becken folgt locker den Bewegungen, die Beine sind entspannt. Und ein kleiner Klaps mit dem Absatz hin und wieder sorgt dafür, dass das Pferd nicht ausfällt.
Was heute Spaß und eine elegante, trendige Herausforderung ist, war noch vor 150 Jahren die einzig mögliche Art, sich als Frau sittlich und moralisch korrekt auf dem Pferderücken fortzubewegen. Noch früher wurden den Damen auch die Zügel abgenommen und Pferd samt Reiterin geführt. Erst mit dem ersten Weltkrieg geriet der Damensattel in Vergessenheit – seit einiger Zeit nimmt das Interesse aber wieder zu.
Seither schießen Vereine, die das Reiten im Damensattel wieder in den Vordergrund rücken, wie Schwammerl aus dem Boden. Auch die Mode für das Reiten im Damensitz schlägt bunte Kapriolen: Vom Showkostüm über das historisch klassisch gearbeitete Reitkostüm bis zu eigenen Turnierkostümen nach englischen Vorbildern ist alles zu sehen. Nur Korsette – früher Pflicht – werden heute kaum noch getragen. Die sind dann doch zu unbequem…!
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