Fütterung von Fohlen – Ein gesunder Start ins Leben
Pferde sind klassische Säugetiere und ihre Fohlen sind in den ersten Monaten von der Muttermilch abhängig. Für viele Pferdebesitzer stellt sich aber die Frage bei der Aufzucht von jungen Pferden, ab wann und was benötigen Fohlen zusätzlich um einen guten Start ins Leben zu erhalten.
Die Stutenmilch ist sehr wertvoll. Die Qualität der Milch ist jedoch abhängig von der zurückliegenden Fütterung während der Trächtigkeit und der aktuellen Fütterung während der Laktation. Selbst wenn eine mangelhaft ernährte Stute ein relativ gesundes Fohlen zur Welt bringt, treten spätestens in der Laktation Mängel in der Aufzucht auf. Dabei geht es nicht darum, ob die Stute auffallend mager ist. Es geht um die Versorgung mit Nähr- und Vitalstoffen wie zum Beispiel wichtigen Spurenelementen und Vitaminen.
Hat die Stute ein stumpfes Haarkleid, einen verzögerten Fellwechsel, schlechtes Hufhorn, Ekzeme oder Störungen bei der Verdauung, dann deutet das auf einen Mangel hin, der unbedingt ausgeglichen werden muss, weil sonst schon der Fötus darunter leidet.
Stutenmilch
Direkt nach der Geburt steht dem Fohlen das Kolostrum, die sogenannte „Biestmilch“, zur Verfügung. Diese erste Milch ist eine Nährstoffbombe mit immunstärkenden Eigenschaften. In den letzten 2 – 4 Wochen vor der Geburt wandern nämlich verstärkt Antikörper aus der Blutbahn der Stute in ihr Euter. In der Biestmilch ist daher eine besonders hohe Konzentration an Antikörpern vorhanden. In den ersten 48 Stunden nach der Geburt erhält so das Fohlen alle notwendigen Antikörper für ein intaktes Immunsystem. In dieser Zeitspanne ist die Darmschleimhaut des Fohlens noch so durchlässig, dass diese Abwehrstoffe durch die Schleimhaut aufgenommen werden können.
In 200 g Trockenmasse der Biestmilch befinden sich 50 % Eiweiß, darunter Immunglobuline, sowie 6 mg Zink, Eisen und andere Spurenelemente.
Nach spätestens 4 Wochen wird die Milch deutlich dünner. Der Eiweißgehalt (2,7 %) nimmt deutlich ab, jedoch steigt die Gesamtmilchmenge. Die Milchleistung einer 500 kg schweren Stute beträgt im 3. Laktationsmonat ungefähr 18 Liter pro Tag, wobei das Fohlen täglich ungefähr 350 g Körpergewicht zulegt. Der Fettgehalt (1,7 %) dieser Milch ist niedrig, jedoch reich an essentiellen Fettsäuren. Der Milchzuckeranteil beträgt 6 %.
Nährstoffversorgung
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Skelett- und Gelenkentwicklung, die, mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, nicht nur von Calcium und Phosphor, sondern von einem bestimmten Verhältnis der Spurenelemente untereinander, sowie spezifischen Vitaminen abhängig ist. Wichtig für das Immunsystem ist Zink.
Die nötigen Mineralstoffe für die Knochenstabilisierung sind neben Calcium und Phosphor auch Kupfer, Mangan und Zink. Das Verhältnis von Calcium und Phosphor sollte anfangs 2 zu 1 betragen und später 2 zu 1,5. Der Calciumbedarf des Fohlens beträgt 20 mg pro Tag. Der wird hauptsächlich über die Muttermilch gedeckt. Der zusätzliche Bedarf kann durch die Fütterung von gutem Heu und Stroh gedeckt werden. Der Bedarf an Phosphor wird über Hafer, Leinsamen und Weizenkleie gedeckt. Zur Bedarfsdeckung der Spurenelemente wird am besten auf Kräuter, Wurzeln, Hefe, Samen und junges Gras zurückgegriffen.
Nährstoffe werden bis zu einem gewissen Grad über die Stutenmilch aufgenommen. Der Rest muss über Grund- und Kraftfutter gedeckt werden. Dieser Bedarf steigt, wenn die Stute schon während der Trächtigkeit an Nährstoffen verarmte. Durch diesen Mangel ist die Milch natürlich nährstoffärmer.
Die Versorgung mit Vitamin A und D ist in den sonnenreichen Monaten einfacher, da die Fohlen neben dem Auslauf auch noch die Sonne genießen können. Durch das frische Gras wird ß-Carotin und Vitamin K aufgenommen. Vitamin K wird genauso wie die B-Vitamine auch durch eine gesunde Darmflora gebildet. Vitamin E findet man vor allem in Grassamen, Getreidekeimen, kaltgepressten Ölen oder Ölfrüchten.
Proteinversorgung
Das junge Pferd hat einen hohen Anspruch an die Proteinqualität für Wachstum, Blutbildung und Huf-/Haarentwicklung. Eine ausreichende Versorgung an essentiellen Aminosäuren muss daher gewährleistet sein. Eine hohe Proteinqualität ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einem hohen Proteingehalt. Eiweißüberschüsse müssen – unter Verbrauch wertvoller Nahrungsbausteine – erst verstoffwechselt werden und sind damit kontraproduktiv für die Gelenksentwicklung und das Immunsystem.
Die Verstoffwechselung höherer Mengen an Eiweiß erfordert größere Mengen an Mangan, Kupfer und Molybdän, die wiederum für die Knochen- und Knorpelbildung entscheidend sind.
Verdauung
In den ersten Lebenswochen entwickelt sich die enzymatische Verdauung im Dünndarm. Fütterungsfehler, mangelhafte Stallhygiene und Infekte begünstigen nicht nur die Entwicklung pathogener Bakterien, sondern hemmen auch die Ausschüttung von Verdauungsenzymen. Durchfallerkrankungen sind die Folge. Bestimmte Nährstoffe wie Hefe, Malz, Leinsamen, Kräuter und Spurenelementkombination liefern auf natürliche Art Nährstoffe, die den Körper befähigen, die Dünndarmverdauung zu aktivieren und eine widerstandsfähige Dickdarmflora anzusiedeln.
Lösliche Ballaststoffe wie Insulin, Pektin, Beta-Glukane, Oligosaccharide und verschieden Schleimstoffe gelten als Probiotika. Sie dienen der Entwicklung nützlicher Darmbakterien und können über Haferkleie, Apfelpektin, Zuckerrübenschnitzel, Knoblauch, Zwiebel und Topinambur aufgenommen werden.
In den ersten drei Lebensjahren des Pferdes wird durch eine richtige Ernährung der Grundstein für das weitere Leben gelegt. Falsche oder einseitige Ernährung während der Fohlenaufzucht kann zu Erkrankungen führen, die zum Teil erst im Erwachsenenalter zutage treten.
Wir empfehlen daher für Fohlen mit 600 kg Endgewicht:
3. Lebenswoche bis 3. Monat: Fohlengold zur freien Aufnahme
4. Monat bis 6. Monat: 0,5 bis 1,5 kg Fohlengold, gemischt mit gleicher Menge Hafer
7. Monat bis 12. Monat: 1 bis 2 kg Fohlengold, gemischt mit gleicher Menge Hafer
12. Monat bis 24. Monat: Dosierung je nach Weidequalität variieren, Fohlengold allmählich reduzieren.
ab 24. Monat: Vollwertpellets oder Hafer und Struktur-Energetikum.
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