Magengeschwüre beim Pferd – eine Zivilisationskrankheit?
Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Du bist, was du isst.“ Das gilt hinsichtlich gesunder, nährstoffreicher und kalorienangepasster Ernährung aber nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere vierbeinigen Freunde, die Pferde. Grundsätzlich kann außerdem festgehalten werden, dass eine qualitativ hochwertige und auf den speziellen Bedarf von Pferden abgestimmte Fütterung heute keine Zauberei mehr ist. Es gibt eine Unzahl an Basis- und Mineralfuttermischungen, getreide- bzw. zuckerfreien Kompaktmüslis und auch jede erdenkliche andere Form von Zusatzfuttermitteln und Co. gegen und für jedes Thema. Was nun aber äußerst interessant ist: es gibt verschiedene Studien, die belegen, dass die Zahl von an Magengeschwüren erkrankten Pferden stetig zunimmt. Wie kann das sein?
Wie Magengeschwüre entstehen
Ein Magengeschwür entsteht zunächst einmal nicht spontan. Es ist das Ergebnis von länger bestehenden bzw. andauernden Entzündungsprozessen im Körper. Verantwortlich dafür ist oft die Magensäure. Diese wird permanent produziert, um dem natürlichen Verhalten des Pferdes zu entsprechen. Dieses natürliche Verhalten besteht eigentlich darin, den Großteil des Tages faserreiches Raufutter zu fressen. Zu viel Magensäure wird dann normalerweise durch den Speichel, der viele bicarbonathaltige Inhaltsstoffe enthält, neutralisiert. Dann kann die Magensäure keinen Schaden anrichten. Kommt es nun zu länger andauernden Fresspausen (länger als vier bis sechs Stunden), kommt es zu einem Magensäure-Speichel-Ungleichgewicht. Die überschüssige Magensäure greift die Schleimhäute an, Entzündungsherde entstehen, die dann über längere Zeit zu Magengeschwüren führen, wenn die Ursachen für permanente Übersäuerung nicht abgestellt werden.
Über das Verhältnis von Kraft- zu Raufutter
Was noch eine entscheidende Rolle spielt, ist das Kraft-zu-Raufutter-Verhältnis. Die gleiche Menge Heu wie Hafer kaut ein Pferd mit rund fünf Mal so viel Speichel. Dazu kommt, dass Pferde Kraftfutter auch noch viel schneller fressen, was noch einmal zu weniger Speichelproduktion führt. Im Magen landen dann große Portionen Kraftfutter, aber viel zu wenig Speichel, der die Magensäure neutralisieren könnte.
Bei Krippenfutter ist es wichtig, es auf mehrere Rationen am Tag zu verteilen – besonders, wenn das Pferd, weil es ein Sport- oder Hochleistungspferd ist, große Mengen an Getreide und Kraftfutter erhält.
Futterqualität
Natürlich spielt bei der Entstehung von Magengeschwüren auch die Futterqualität eine Rolle. Futter, dass mit Pestiziden belastet, schimmlig oder gegoren ist, sorgt für zusätzliche Belastung im Magen und trägt mit einem steigenden pH-Wert zur Übersäuerung bei.
Dazu kommt, dass Silage, die eigentlich sowieso nicht in die Pferdebox gehört, außerdem eine hohe Histaminbelastung darstellt, die dem sensiblen Pferdemagen nicht bekommt.
Es ist also äußerst wichtig, dass Pferde Zugang zu qualitativ hochwertigem, staubfreiem und wenig belastetem Heu oder top produzierter Heulage haben. Denn auch eine unbegrenzte Heufütterung – zur ständigen freien Verfügung – ist nur sinnvoll, wenn die Qualität stimmt. Andernfalls trägt sie zur Entstehung von Magengeschwüren bei.
Verhaltensänderungen nicht immer aussagekräftig
Pferde mit Magenproblemen sind nur selten auf den ersten Blick erkennbar. Das liegt daran, dass die Reaktion auf Schmerzen bei jedem Pferd unterschiedlich ausfällt. Meist bietet das Fressverhalten noch die besten Hinweise: Pferde, die mit gutem Appetit an ihre Krippe gehen, dort aber schon nach kurzer Zeit wieder mit dem Fressen aufhören und sich abwenden, könnten unter Magengeschwüren leiden. Auch besondere Aggression beim Fressen kann ein Zeichen für Magenschmerzen sein. Übrigens magern Pferde nicht immer ab, über die Zeit aber sinkt die Futterverwertbarkeit und es entsteht ein Mangel an Mineralien und Mikronährstoffen.
Weitere Faktoren
Heute geht man davon aus, dass nicht nur der Magen und die Ernährung die Entstehung von Magengeschwüren beeinflussen, vor allem, wenn Fütterungsfehler und eine schlechte Qualität beim Futter ausgeschlossen werden können. Ein anderer Ansatzpunkt ist peripherer Schmerz als Grundauslöser für Probleme im Magen. Dieser kann vielfältige Ursachen haben: dazu können etwa Blockaden oder Muskelverspannungen, unpassende Ausrüstung, dauerhafte Fehlbelastung der Hufe oder Zahnschmerzen gehören – aber auch Stress. Weil Stress vielfältig und individuell unterschiedlich ist, ist er auch nur schwierig in den Griff zu bekommen. Als Pferdebesitzer hat man jedoch keine Wahl. Man muss Stressoren für das eigene Pferd herausfinden und abstellen, wenn diese der Auslöser der Magenprobleme sind.
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