HOT HOT HOT - schweißtreibende Zeit im Pferdestall
Summertime and the living is easy? Für Pferdebesitzer und Reiter nicht unbedingt, denn mit den steigenden Temperaturen im Juli kommt die Unsicherheit wie mit der Sommerhitze und dem Flüssigkeitsbedarf der Pferde umzugehen ist. Worauf es ankommt, um wirklich cool zu bleiben, erfahrt ihr hier.
Zunächst gilt Entwarnung: Ein gesundes Pferd ist äußerst anpassungsfähig und kann grundsätzlich auch in den warmen Sommermonaten gearbeitet und trainiert werden. Eine möglichst natürliche Haltungsform, viel freie Bewegung und eine Grundfitness tragen zu einer gesteigerten Anpassungsfähigkeit bei. Die Wohlfühltemperatur des Pferdes liegt grundsätzlich zwischen -7 und 25 Grad Celsius – trockene Luft vorausgesetzt. Gerade bei schwülwarmen, heißen Verhältnissen über 30 Grad können unsere Vierbeiner jedoch an ihre Grenzen kommen. Für den Alltag ist dann Umdenken angesagt: Das Training sollte in die kühleren Morgen- oder späten Abendstunden gelegt und der voll besonnte Außenplatz gegen schattige Waldwege oder die kühle Reithalle getauscht werden. Gleiches gilt für den Weidegang: Insbesondere wenn keine oder wenig Schattenspender in Form von Unterständen oder Bäumen vorhanden sind, sollten Pferde über Nacht auf die Koppel und tagsüber in den gut belüfteten, schattigen Stall. Die meisten Pferde gewöhnen sich schnell an den veränderten Rhythmus und genießen die kühlen Nachtstunden, in denen sie meistens auch deutlich weniger von Fliegen, Mücken und Bremsen geplagt werden, auf der Weide sehr.
Egal ob drinnen oder draußen – wichtigstes Elixier im Sommer ist der freie und unrationierte Zugang zu sauberem, frischen Wasser. An extrem heißen Tagen trinken Pferde durchaus zwischen 30-60 Liter, je nach Konstitution und Arbeit; Hochleistungspferde an Wettkampftagen sogar noch mehr. Führt man sich vor Augen, dass etwa zwei Drittel des Gesamtgewichts eines Pferdes aus Wasser in Zellen, Blut, Lymphe und Darm stammen, erklärt das die Wichtigkeit eines ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalts. Ein Pferd kann mehrere Tage ohne Futter auskommen und der Organismus funktioniert trotzdem. Vermindert sich aber der Wassergehalt nur um ein Zehntel, so sind wesentliche Körperfunktionen eingeschränkt.
Eine der wichtigsten Reaktionen auf Erhitzung des Pferdekörpers ist das Schwitzen, eine Art Überhitzungsschutz durch die entstehende Verdunstungskälte des im Schweiß enthaltenen Wassers. Je besser der Trainingszustand des Pferdes, desto größer ist in der Regel dessen Fähigkeit zum Schwitzen – bedingt durch eine zusätzliche Ausbildung von Schweißdrüsen. Bei ausdauernden Hochleistungen verlieren Pferde so gut und gerne bis zu 15 Liter Flüssigkeit in der Stunde. Und da im Gegensatz zum Menschen der Schweiß des Pferdes hypertonisch ist, also eine größere Menge an Natrium-, Kalium- und Magnesium-Ionen enthält, müssen diese verlorenen Ione – besser bekannt unter dem Begriff Elektrolyte – ausgeglichen werden. Zusatzpräparate zu diesem Zweck gibt es im Pferdebedarf in Pulver-, Pellet- oder Lösungsform. Übrigens: Der "weiße Schaum" beim Schwitzen ist in der Regel kein Grund zur Sorge. Er entsteht lediglich durch Reibung mit Ausrüstungs-Gegenständen oder anderen Körperbereichen. Schwitzt Euer Pferd jedoch schon bei wenig Anstrengung und kühlen Temperaturen solltet ihr genauer hinschauen: Hat es vielleicht Schmerzen oder ist überfordert? Auch das Futter solltet ihr dann unter die Lupe nehmen: Bestimmte Getreide können zu vermehrtem Schwitzen und "Schäumen" führen.
Nach der Arbeit genießen die meisten Pferde eine Dusche, die nicht nur den Schweiß herunterspült, sondern auch eine zusätzliche Abkühlung bietet. Das Wasser sollte jedoch nicht eiskalt sein und insbesondere bei stark erhitzten Pferden erst langsam an den Vorder- und Hinterbeinen starten. Zur besseren Thermoregulierung kann Euer Pferd danach im Schritt trockengeführt oder -geritten werden. Stellt ihr es danach in die Box, lohnt es sich, ein paar Minuten zu beobachten, ob es erneut anfängt zu schwitzen und schneller zu atmen – das sogenannte Nachschwitzen ist ein Zeichen dafür, dass der Organismus noch nicht wieder auf Normal-Temperatur arbeitet und ihr weiter trockenführen- oder reiten solltet!
Einen kleinen Tipp für mäkelige Trinker, die gerade auch unterwegs zögerlich ans fremde Wasser gehen, haben wir noch für Euch: Ein Schuss Apfelsaft im Wassereimer überzeugt die allermeisten Pferde und bringt noch zusätzliche Mineralien ins Pferd. Wenn auch das nichts hilft, lohnt es sich, heimisches Wasser in Kanistern oder speziellen Wasser-Säcken mit auf Reisen zu nehmen. Genau wie wir Menschen schmecken einige Pferde den Unterschied!
Text von Anne Lorf (CharLine GmbH)
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